Neben der klassischen Laboruntersuchung bieten Sie auch eine persönliche Vor-Ort-Beratung an?
Daniel Zänder: Wir beraten viele Thüringer Landwirtschaftsbetriebe hinsichtlich ihrer gesamten Betriebsführung. Beim Vor-Ort-Termin werden dann Feldberatungen durchgeführt, Pflanzen angeschaut oder der Schädlingsdruck identifiziert. Schwerpunkte sind hier der Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleinsatz vor dem Hintergrund des landwirtschaftlichen Umweltschutzes. Wir wollen die Bauern ermuntern, weniger Chemie in den Boden zu bringen, und unser Know-How garantiert ihnen gleichbleibende Erträge. Aber auch die Reduzierung von Schädlingsmitteln ist unser Bestreben. Das kommt am Ende nicht nur der Natur, sondern auch dem Geldbeutel unserer Kunden zugute. Der Landwirt kann sicher auch selbst den Schädlingsdruck in seinem Feld untersuchen, es fehlt ihm aber häufig schlicht die Zeit dafür. Diese Dokumentation übernehmen dann unsere Berater. Insgesamt ist die Beratung für rund ein Drittel und die Labordienstleistung für die verbleibenden zwei Drittel unseres Umsatzes verantwortlich.
Wie ist JenaBios in Jena und Thüringen vernetzt, welche Kooperationen und aktuelle Gemeinschaftsprojekte bestehen?
Daniel Zänder: Unser Bestreben ist eine nachhaltige und langfristige Zusammenarbeit mit den Kunden und Modellbetrieben. Das geht nur über eine intensive und enge Vernetzung und Vor-Ort-Beratung. Auch deshalb bin ich persönlich viel unterwegs und besuche 2 bis 3 Kunden an einem Tag, um die Bedürfnisse aufzunehmen und die Projekte zu begleiten.
Aktuell haben wir allein in der Agrarförderung im Bereich Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen (LFE) drei Projekte laufen, zwei als Partner und eines als Koordinator. Unsere Partnerbetriebe und -behörden kommen hierbei aus ganz Thüringen.
JenaBios gibt es bereits seit 1998. Seitdem haben Sie die unterschiedlichsten Förderprogramme des Freistaats in Anspruch genommen. Wie lautet ihr bisheriges Fazit?
Daniel Zänder: Wir arbeiten seit über 20 Jahren in den unterschiedlichsten Förderbereichen mit der Thüringer Aufbaubank zusammen. Ob Investition, Personal oder Forschung und Innovation – es wurde immer ein passendes Programm gefunden. Beantragung, Verwendungsnachweisführung und Zuwendung der meisten Förderprogramme, die wir über die Thüringer Aufbaubank in Anspruch genommen haben, sind super einfach. Ich glaube, viele Unternehmen schreckt der erwartete Bürokratieaufwand ab, aber im Vergleich zu anderen Bundesländern finde ich das hier sehr unkompliziert, insbesondere bei der Richtlinie FTI-Thüringen PERSONEN des Thüringer Wirtschaftsministeriums.
Hierzu gibt es ein neues Forschungsvorhaben, für das wir über das Programm „FTI Thüringen Personen“ zum 1. Mai 2023 einen wissenschaftlichen Mitarbeiter als innovatives Personal einstellen konnten. Die Förderung läuft nun 2 Jahre, wobei die Stelle selbst unbefristet ist. Dieses Projekt wird mithilfe von ESF Plus-Mitteln und in Zusammenarbeit mit der Thüringer Aufbaubank realisiert.
Was ist das Ziel dieses Projekts?
Daniel Zänder: Kern des geplanten Vorhabens ist die Ableitung von speziellen Fruchtfolgen unter dem Gesichtspunkt der bestmöglichen Ausnutzung und gegebenenfalls Umverteilung des vorhandenen Stickstoffs. Das Ziel ist die Vermeidung bzw. Reduzierung des Nitrateintrages in das Grundwasser bei gleichzeitigem Erhalt der Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Produktion. Im Rahmen der nächsten zwei Vegetationsperioden wird unser Kollege das Thema mit einer ausführlichen Literatur-Recherche und in der Praxis intensiv bearbeiten.
Können über Förderprogramme wie FTI-Thüringen PERSONEN auch langfristig neue Fachkräfte gefunden werden? Wie ist es aktuell um die Fachkräftesituation bestellt?
Daniel Zänder: Ursprünglich wollten wir nicht mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigen. Nach über zehn Jahren im Laborbetrieb haben wir jedoch nun mit 30 Mitarbeitern die ideale Größe gefunden, um alle Themen und Aufgaben abzudecken. Ein weiteres Wachstum ist auch platztechnisch derzeit nicht machbar. Zudem sind neue Fachkräfte im Laborbereich gefragt und hier spüren wir seit geraumer Zeit auch den Druck von anderen, größeren Unternehmen oder Behörden, die ihre Stellen besetzen müssen. Diese kommen zum Beispiel aus dem Pharmabereich.
Durch unsere Beratungstätigkeit sind wir jedoch sehr gut in Thüringen vernetzt und konnten über diesen persönlichen Weg bereits neue Mitarbeiter gewinnen. Aus den Jenaer Hochschulen sehen wir leider keinen Nachwuchs, den zieht es woanders hin, häufig in die Wissenschaft.
Mit Förderprogrammen wie FTI-Thüringen PERSONEN können vor allem kleine Unternehmen neue Fachkräfte einstellen, die sie sich sonst nicht zwingend leisten könnten. Wenn wir einen neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter für ein Projekt wie das aktuelle einstellen, so dauert es mehrere Jahre, bevor wir mit den Ergebnissen dieses Projekts auch neue Umsätze in unserem Beratungsgeschäft generieren können. Diese Zeit kann die Förderung kompensieren.
Herr Zänder, vielen Dank für das Interview!