Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Thema makromolekulare Chemie?
In der Schule habe ich die Leistungskurse Biologie und „Politik und Wirtschaft“ belegt. Darüber hinaus habe ich Chemie nicht abwählen wollen, denn schon zu Schulzeiten war ich zwischen den Bereichen Wirtschaft und Naturwissenschaft hin- und hergerissen. In den MINT-Fächern gibt es meines Erachtens einen stärkeren Lebensbezug; man lernt, wie die Welt funktioniert und das nicht nur durch theoretische Modelle. Dadurch hat man einen direkteren Zugang zu konkreten Lösungen für unsere Lebensrealität. Mit meinem naturwissenschaftlichen Bachelor und dem Masterabschluss „BWL für Ingenieure und Naturwissenschaftler“ habe ich dann sozusagen das Beste aus beiden Welten auch im Studium verbunden.
Sie haben im Jahr 2020 gegründet. Wie ging es los?
Mein Mitgründer Oliver Eckardt hat sich bereits 2017 beim K1-Gründungsservice der Uni Jena beraten lassen. So wurde er auf das Programm „EXIST-Forschungstransfer“ aufmerksam, das sich für Ausgründungen von Uni-Mitarbeitenden eignet, um Zeit und finanzielle Mittel für den „Proof of Concept“ ihrer Gründungsidee zu haben. Für Gründungen mit einem starken Forschungsschwerpunkt ist das Risiko für Banken und Investoren einfach zu hoch, sodass mit diesem Programm meiner Meinung nach ideal eine zuvor bestehende Lücke geschlossen wurde. Als wir uns kennenlernten, war Oliver mit der Antragstellung schon recht weit, aber der BWL-Part fehlte noch. Das habe ich dann übernommen. Nach Begutachtung und Jury-Sitzung wurden wir im März 2018 in das Programm aufgenommen. Bis 2021 konnten wir im EXIST-Projekt und damit im Uni-Kontext an den Polytives-Additiven arbeiten.
Wie konnte die Thüringer Gründungsinfrastruktur unterstützen?
Wir haben im März 2020 gegründet und spätestens ab dann, aber auch vorher schon, alle Angebote mitgenommen, die ThEx und Co. zu bieten hatten (lacht). So konnten wir uns frühzeitig ein Netzwerk aufbauen. Diese persönlichen Kontakte haben uns später geholfen, die Finanzierungsrunde anzuschieben, trotz Pandemie und entsprechenden Einschränkungen. Für uns war auch beispielsweise das TRIP-Programm der STIFT sehr interessant. Dazu gehört der Pitch auf den Investor Days in Erfurt, den wir zum Abschluss der TRIP-Reise ein zweites Mal halten durften. Auf diesem Event haben wir tatsächlich schon 2019 unseren privatwirtschaftlichen Investor kennengelernt.
Über die Thüringer Aufbaubank haben wir außerdem die sogenannte Beratungsrichtlinie in Anspruch genommen. Als kleines Unternehmen nimmt man in der Regel kaum Beratung in Anspruch, auch wenn sie einen deutlichen Beitrag zur Entwicklung des Unternehmens leisten kann. Daher ist die Förderung eine tolle Sache. Wir haben dadurch gelernt, wie wir unsere Ansprache noch kundenorientierter gestalten können und vieles mehr.
Unseren Laborleiter haben wir über die Richtlinie „FTI-Thüringen PERSONEN“ zur Neueinstellung von innovativem Personal gewinnen können. Das wäre ohne Förderung nicht möglich gewesen – beziehungsweise hätten wir es erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich machen können. Er ist bis heute bei uns im Unternehmen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Produktionsskalierung und Entwicklung unserer Additive; und so soll es ja auch sein. Erst im letzten Jahr haben wir darüber hinaus über die Außenwirtschaftsförderung die Möglichkeit der Kontaktanbahnung genutzt und auf einer Reise in Italien wichtige Kontakte geknüpft. Ebenso wie bei dem Besuch der „Fakuma“ in Friedrichshafen als Erstausteller, der uns ohne die Förderung kaum möglich gewesen wäre.