Wie waren Ihre ersten Tage als Geschäftsführerin?
Das Gefühl war ganz anders. Ich muss ehrlich sagen, dass ich in der Backstube zuvor eigentlich schon das Zepter in der Hand hatte. Frisch aus dem Meisterkurs und der Ausbildung hatte ich so viele Ideen und wollte einfach viel bewegen. Trotzdem ist das Gefühl jetzt anders, zu wissen, dass es das eigene Geld in der Kasse ist und man in seinem eignen Laden steht.
Ein Blick zurück: Wie lief denn Ihre Ausbildung ab?
Meine Ausbildung habe ich 2015 begonnen, aber nicht in unserem Familienbetrieb, sondern in der Bäckerei Bauer in Gera. Ich wollte einfach nochmal was anderes sehen und habe dort von der Pike auf alles gelernt. Nach meiner dreijährigen Ausbildung hätte ich gerne auch nochmal woanders reingeschnuppert, zum Beispiel in einer größeren Bäckerei oder einer Konditorei. Aber 2018 habe ich ein kleines Schwesterchen bekommen, sodass meine Mutter in das Babyjahr gegangen ist und schnell klar war, dass ich in den Elternbetrieb zurückkehre.
Wie ging es dann weiter?
Das Timing war perfekt und ich habe die Rückkehr nie bereut. Nachdem ich zwei Jahre in der Bäckerei gearbeitet habe, begann ich 2019 meinen Meister in Zeulenroda. Ich habe in Teilzeit angefangen, also immer freitags und samstags. Früh stand ich noch in der Backstube und mittags bin ich zum Lehrgang gefahren, der meistens bis in die späten Abendstunden ging. So habe ich den betriebswirtschaftlichen Teil und den Ausbildungsschein absolviert. Die weiteren Teile zu Fachtechnologie und -praxis habe ich anschließend in Vollzeit in der Akademie des deutschen Bäckerhandwerkes in Dresden gemacht. Das ging fünf Monate und war wirklich eine tolle Zeit.
Wann sind Sie als Geschäftsführerin in die Bäckerei eingestiegen?
Während der Meisterprüfung zu meinem 22. Geburtstag hat mir meine Mutter zwei Boxen überreicht. In beiden Boxen befand sich je ein Schlüssel. In der ersten Box war der Schlüssel für die Bäckerei, um zu fragen, ob ich den Betrieb übernehmen möchte. Der zweite Schlüssel passte in die Hintertür der Bäckerei, falls die Übernahme doch nicht mein Herzenswunsch ist. So wollte mir meine Mutter den Druck nehmen, denn es hieß nie „Emma, mach du es!“ Es war nie ein Muss, dass ich den Familienbetrieb übernehme.
Was war Ihr erster Impuls?
Ich habe die erste Box genommen und gesagt: „Ja, liebend gern!“