Erfurt, 24. November 2025
Der Thüringer Kommunalmonitor fragt seit 2019 neben regionalen Investitionstrends auch Einschätzungen zur aktuellen Haushaltssituation und zum Investitionsmittelbedarf bei Thüringer Kommunen ab. In diesem Jahr beteiligten sich insgesamt 112 Gemeinden, Städte, Verwaltungsgemeinschaften und Landkreise an der Panelstudie der Thüringer Aufbaubank. Die Ergebnisse des Kommunalmonitors 2025 wurden am 24. November 2025 vorgestellt.
Finanzministerin Katja Wolf zeichnet anhand der Ergebnisse des Kommunalmonitors ein klares Bild der Lage: „Sanierungsbedürftige Schulgebäude, kaputte Straßen, Verwaltungsdigitalisierung - Kommunen brauchen dringend Investitionen. Dem trägt die Landesregierung Rechnung. Mit dem Kommunalen Investitionspaket wollen wir 1 Milliarde Euro über vier Jahre zur Verfügung stellen, um Investitionen in Kreisen, Städten und Gemeinden möglichst ohne großen Verwaltungsaufwand zu ermöglichen", so Katja Wolf. Die Landesregierung stehe fest an der Seite der kommunalen Familie. Diese steht mit dem Wärmeplanungsgesetz bereits vor der nächsten Herausforderung. „Spannend gestalten sich daher die Aussagen und Prognosen zum Thema Wärmeplanung“, weiß TAB-Vorstandsvorsitzender Matthias Wierlacher. Zum Zeitpunkt der Befragung hatte bereits eine Kommune die Wärmeplanung abgeschlossen und ein Investitionsvolumen von rund 40 Millionen Euro für die Umsetzung der Maßnahmen ermittelt. „Diese Aussagen verdeutlichen, dass die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung eines der finanziell anspruchsvollsten Themen der kommenden Jahre sein wird“, so Matthias Wierlacher weiter.
Neben diesem Fokusthema liefert der vorliegende Umfragereport auch zu den Sonderthemen „Brandschutz“, „Wohnbauland“ und „öffentliche Bauprojekte“ interessante Erkenntnisse.
Finanzielle Gesamtsituation bleibt herausfordernd
Während die finanzielle Gesamtsituation in den vergangenen Jahren mit einer durchschnittlichen Note „3,6“ bewertet wurde, hat sich die Gesamtnote in diesem Jahr auf „4,0“ verschlechtert. Dies ist auf eine negativere Einschätzung der beteiligten Städte zurückzuführen, die mit 45 Antworten den Großteil der Befragungsteilnehmenden liefern. Die Top-Ten-Liste der Investitionsbedarfe mit hoher Priorität führen in den befragten Gemeinden, Städten und Verwaltungsgemeinschaften aktuell die Bereiche „Verkehrsinfrastruktur“, „Brandschutz“ sowie „Erneuerbare Energien zur Strom- und Wärmeversorgung“ an. Der geschätzte Gesamtinvestitionsbedarf für den Zeitraum 2026 bis 2028 beträgt laut Umfrage rund 1,4 Milliarden Euro pro Jahr, hochgerechnet für alle Thüringer Kommunen.
Auch der Personalbedarf wird in den nächsten drei Jahren weiterhin als hoch betrachtet. Nach wie vor wird zusätzlicher personeller Bedarf in den strategischen Handlungsfeldern vor allem bei der Umsetzung der Digitalisierung gesehen. Weiter gestiegen ist der Bedarf im Handlungsfeld „Klimaschutz“. Bei der interkommunalen Zusammenarbeit benötigt jede fünfte Kommune zusätzliches Personal.
Über die Hälfte der Feuerwehrfahrzeuge sind 25 Jahre und älter
Im Fokus des Sonderthemas Brandschutz stehen die Feuerwehrgerätehäuser. Die Ergebnisse des Kommunalmonitors zeigen, dass bei den Feuerwehren im Land ein großer Investitionsbedarf besteht. Ca. 40% der Feuerwehrgerätehäuser sind vor 1990 errichtet bzw. saniert worden. Mit Blick auf die seit dieser Zeit geänderten Rahmenbedingungen und Normen ist klar, dass hier Handlungsbedarf besteht. Auch bei den Feuerwehrfahrzeugen steht eine Investitionswelle bevor, sind doch ca. 53% der Feuerwehrfahrzeuge 25 Jahre und älter. Die Ersatzbeschaffung der nach der politischen Wende beschafften Fahrzeuge ist jetzt eine Aufgabe bei vielen Kommunen. „Der Investitionsbedarf ist definitiv da - aber wir sehen ihn als Chance, unsere Feuerwehr zukunftssicher aufzustellen“, sagt Andreas Fernkorn. Gemeinsam mit der TAB-Kommunalberatung hat der Bürgermeister der Stadt Dingelstädt eine Wirtschaftlichkeits- und Bedarfsanalyse für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses in der Ortschaft Kreuzebra durchgeführt. In den nächsten zehn Jahren investiert die Stadt rund zwei Millionen Euro in die Modernisierung.
Investitionshemmnisse bei öffentlichen Bauprojekten durch
rechtliche Rahmenbedingungen
In den Umfragen zum Kommunalmonitor fokussierten sich die Investitionshemmnisse auf finanzielle und personelle Gründe. Rund die Hälfte der befragten Kommunen sieht Investitionshemmnisse aber auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen zur Durchführung eines öffentlichen Bauprojektes. Die im März 2025 geänderte Thüringer Verwaltungsvorschrift zur Vergabe öffentlicher Aufträge sehen 61 der befragten Kommunen als hilfreich, für 24 ist diese aber nur ausreichend.
Hintergrund
Die Studie und repräsentative Hochrechnung wird im Auftrag der Thüringer Aufbaubank durch das Forschungsinstitut aproxima Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung Weimar mbH durchgeführt. Die Veröffentlichung spiegelt die Situation zur Haushaltslage, zur Investitionstätigkeit, zu den Fördermittelbedarfen in den Gemeinden, Städten, Verwaltungsgemeinschaften und in den Landkreisen wider. Um sich auch in Zukunft als verlässliche Partnerin für Thüringer Kommunen positionieren zu können, ist es für die Thüringer Aufbaubank von immenser Wichtigkeit, ihr Förder- und Finanzierungsangebot an den tatsächlichen Bedürfnissen der Kommunen in Thüringen ausrichten zu können.