Auf dem Bild: Der Elektrobus der Firma Salza-Tours König, der mithilfe einer Förderung im Jahr 2019 angeschafft wurde.

„Es sollen auf jeden Fall wieder Elektrobusse werden“

Das #TABinterview mit Mario König

Auf dem Bild: Mario König, Geschäftsführer Salza-Tours König.

Bereits seit 2016 bringen Elektrobusse Passagiere in Bad Langensalza leise, und vor allem umweltfreundlich, an ihr Ziel. Damit ist die Kurstadt Vorreiterin in Thüringen. Zu verdanken hat sie das Mario König, Geschäftsführer des Busunternehmens Salza-Tours König OHG. Das traditionsreiche Familienunternehmen war das erste Verkehrsunternehmen Thüringens, welches Elektrobusse in den Fuhrpark aufgenommen hat. Im #TABinterview erzählt uns Mario König, wie es zu der Entscheidung kam, welche Vor- und Nachteile die Elektromobilität hat und warum er davon überzeugt ist, dass der elektrische Antrieb die Zukunft für den ÖPNV ist.

Zur Website von Salza-Tours König OHG

Erzählen Sie uns etwas zu der Geschichte Ihres Familienunternehmens.

Das Unternehmen wurde 1948 von meinem Opa Walter König gegründet. Mein Vater, Lutz König, hat es dann als Einzelunternehmen weitergeführt. In der DDR hat das Unternehmen mit zwei bis drei Omnibussen gearbeitet. Nach der Wende ist das Unternehmen schnell gewachsen. Damals haben wir verschiedene Linien konzessioniert bekommen, die wir auch jetzt noch gemeinwirtschaftlich betreiben. Insgesamt sind es fünf Regionallinien im Umkreis von Bad Langensalza und zwei Stadtlinien in der Stadt selbst. Aber auch der Reiseverkehr kam nach der Wende noch hinzu, da die Reisebranche an sich natürlich geboomt hat. Heute verfügen wir über 22 Omnibusse, davon werden elf im reinen Linienverkehr eingesetzt, der Rest sind Reise- bzw. Kombibusse. Insgesamt sind die Fahrten, die wir im Mietbusverkehr fahren sehr vielfältig. Wir fahren oft für die Bundeswehr oder Eisenbahnunternehmen, wir machen aber auch Transferfahrten für Lesereisen oder Schulreisen. Deshalb kommen wir durchaus ein bisschen herum, so waren wir mit unseren Bussen schon in St. Petersburg oder Griechenland.

Haben Sie als Geschäftsführer eines Familienunternehmens die Leidenschaft für den ÖPNV in die Wiege gelegt bekommen?

Mit Sicherheit ist das so. Das ist wahrscheinlich auch in vielen anderen Branchen so. Wenn man in einer Unternehmerfamilie aufwächst, kriegt man das von klein auf alles mit, das ist einfach so. Es gibt zum Beispiel Fahrer im Unternehmen, die meinen Werdegang von Anfang an begleitet haben. Zunächst habe ich eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker gemacht und bin dann nach meiner Zeit bei der Bundeswehr in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Wie jeder andere auch, habe ich die verschiedenen Etappen durchlaufen, vom Busfahren bis hin zur Arbeit in der Werkstatt. 2011 haben wir dann das Einzelunternehmen Lutz König in eine OHG umgewandelt. Seitdem bin ich zusammen mit meinem Vater Gesellschafter, wobei ich mittlerweile die Mehrheitsanteile halte.

Auf dem Bild: Mario König, Geschäftsführer Salza-Tours König.

Und eins steht fest: Ohne Herzblut für die Branche und den Job des Busunternehmers ginge es nicht. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung und wenn man das nicht in die Wiege gelegt bekommt, wird es schwierig. Ich bin aber auch sehr froh, dass meine Frau mit im Geschäft tätig ist und die Buchhaltung macht - ohne sie würde das nicht funktionieren.

– Mario König, Geschäftsführer von Salza-Tours König OHG

Sie haben als erstes Busunternehmen in Thüringen Elektrobusse in Ihren Fuhrpark aufgenommen. Wie kam es damals zu dieser Entscheidung und war sie auch mit einem Risiko verbunden?

Wir haben im Jahr 1993 den Stadtverkehr in Bad Langensalza aufgebaut. Schon kurz danach haben wir uns Gedanken gemacht, wie man diesen umweltfreundlich gestalten kann. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater ein echter Techniker ist, er hat sozusagen Technik im Blut. Ich beschreibe das immer so: Wenn er oben in seinem Büro saß und ein Bus auf den Hof gefahren ist, dann ist er runter in die Werkstatt mit den Worten: „Moment, da stimmt irgendetwas nicht, nehmt den mal rein.“ Das hat er schon gehört. Er war von Anfang an eine treibende Kraft. Er wollte, dass wir als Unternehmen vorangehen. Damals gab es allerdings noch keine Elektrobusse, es bot sich aber die Gelegenheit, die Busse mit Rapsmethyl-Ester (Bio-Diesel) zu betreiben. Das ging auch eine ganze Weile gut, bis der Bio-Diesel besteuert wurde und diese Steuer so angehoben wurde, dass es sich wirtschaftlich nicht mehr rechnete.

Also waren wir um das Jahr 2013 wieder auf der Suche nach einem umweltfreundlichen Antrieb für unsere Busse. Zu dieser Zeit gab es aber noch keine vollelektrischen Busse von namenhaften Herstellern. Auch wenn wir von den Fahrzeugen, die es bereits gab, ganz begeistert waren, sind wir natürlich trotzdem ein Risiko eingegangen. Es ist eben eine neue Antriebsform, die damals noch in der Erprobung war. Das ist sie auch heute noch, aber auf einem ganz anderen Niveau. Zu dieser Zeit waren es hauptsächlich die großen Unternehmen, die sich deutschlandweit an der Erprobung dieser neuen Antriebsmöglichkeit versuchten. Für kleine Unternehmen ist dies aufgrund der hohen Kosten häufig nicht realisierbar.

Ausschlaggebender Punkt, warum wir den Umstieg dann gewagt haben, war eine neue antriebssystemoffene Förderrichtlinie, die ins Leben gerufen wurde und u.a. die Förderung von Elektrobussen ermöglichte. Im Vorfeld haben wir dann die Anforderungen, die in Bad Langensalza gegeben sind, analysiert und daraus geschlossen, welche Busse und was für eine Infrastruktur wir benötigen. Über eine europaweite Ausschreibung haben wir dann ein Unternehmen gefunden, über das wir zwei Elektrobusse bezogen haben. Mittlerweile sind diese seit 2016 auf den Straßen von Bad Langensalza unterwegs. Ihre Bindefrist endet spätestens 2026. Wenn es dann soweit ist, sind wir uns aber sicher: Es sollen auf jeden Fall wieder Elektrobusse werden.

#TABinterview Salza-Tours König

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Inwiefern unterscheidet sich ein Elektrobus von einem Bus mit fossilem Antrieb im Alltag eines Busunternehmens?

Hier muss man unterscheiden zwischen dem Bus an sich und der dazugehörigen Infrastruktur. Der Elektrobus an sich ist tatsächlich nicht ganz so wartungsintensiv wie Busse mit fossilem Antrieb. Dies liegt daran, dass er bestimmte Komponenten, wie ein großes Getriebe, schlicht nicht hat. Eine Fehldiagnose geschieht bei Elektrobussen, noch mehr als bei dieselbetriebenen Bussen, hauptsächlich digital. Ein Nachteil des Einsatzes von Elektrobussen ist, dass man einiges an Flexibilität einbüßt, da sie über Nacht zwischen sechs und sieben Stunden laden müssen. Deshalb sehe ich es auch noch nicht, dass wir unseren kompletten Fuhrpark auf Elektromobilität umstellen, da wir durchaus auch spontan einen Busnotverkehr mit unseren Kombibussen stellen müssen. Unseren Fuhrpark für den Linienverkehr möchten wir aber sukzessive immer weiter auf die Elektromobilität umstellen. Für Fahrer und Passagiere gibt es bei der Fahrt mit Elektrobussen keine Abstriche.

Auf dem Bild: Mario König, Geschäftsführer Salza-Tours König.

Im Gegenteil, unter manchen unserer Fahrer hat sich sogar ein richtiger Wettkampf entwickelt, wer es schafft, am energiesparendsten zu fahren und dementsprechend abends mit der meisten verbliebenen Reichweite auf den Hof zu kommen.

– Mario König, Geschäftsführer von Salza-Tours König OHG

Allerdings benötigen Elektrobusse auch eine spezielle Infrastruktur. So hätte unser hauseigener Stromanschluss nicht genügt, um die Busse zu laden. Glücklicherweise haben wir hier einen Standort im Gewerbegebiet, der es ermöglicht, noch eine zusätzliche Leitung zu uns zu legen. Außerdem haben wir mittlerweile auch eine große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Damit erzeugen wir, abhängig von den Sonnenstunden, oft einen großen Teil des Stroms für die Ladung der Elektrobusse selbst.

2019 haben Sie die erste Förderung für einen Elektrobus über die Thüringer Aufbaubank erhalten. Wie konnte die TAB unterstützen?

Also da kann ich nur ein positives Feedback geben, da das eine wirklich gute Zusammenarbeit gewesen ist. 2019 haben wir zum ersten Mal über das EFRE Programm einen Förderantrag bei der Thüringer Aufbaubank gestellt und im Zuge dessen haben wir dann auch eng mit Frau Metz zusammengearbeitet. Wenn ich mich richtig erinnere, dann waren wir einer der ersten Antragsteller. Deshalb war das natürlich auch für die Thüringer Aufbaubank ein bisschen Neuland und so hat man sich gegenseitig geholfen. Auch das Portal finde ich sehr gelungen. Unterm Strich war die Zusammenarbeit also wirklich super.

Welche Rolle messen Sie solchen Fördermöglichkeiten bei, wenn es um die Transformation des ÖPNV geht?

Ganz einfach - das ist essentiell. Ohne eine Förderung könnte ein Unternehmen, insbesondere eines in unserer Größe, gar nicht auf die Elektromobilität umsteigen. Dies hat einen einfachen Grund: Die Elektromobilität geht auch immer mit Veränderungen in den Betriebsabläufen und mit Veränderungen in der Infrastruktur am Betriebshof einher, was enorme Kosten bedeutet. Man darf auch nicht vergessen, dass die Elektrobusse selbst immer noch ungefähr doppelt so teuer sind wie Busse mit konventionellen Antrieben. Deshalb ginge es nicht ohne und es ist wichtig, dass es weiterhin solche Programme gibt. Was allerdings nicht passieren darf ist, dass es komplizierter und bürokratischer wird. Das schreckt dann natürlich viele Unternehmen ab.

Würden Sie wieder in Elektromobilität investieren?

Ich bin überzeugt davon, dass die Elektromobilität, und damit meine ich den batterieelektrischen Bus, die Zukunft für den ÖPNV ist. Ich bin heute sehr froh darüber, dass wir damals im Jahr 2016 schon angefangen haben. Die Erfahrungen, die wir dadurch sammeln konnten, machen es uns heute einfacher, diesen Weg weiter zu gehen. Auch im Verband sage ich das meinen Kollegen immer wieder: „Ihr müsst irgendwann anfangen, weil euch das ansonsten irgendwann einholt.“ Es gibt ja bereits bestimmte Hersteller, die feste Daten haben, ab wann sie Stadtbusse nur noch als Elektrobusse anbieten werden. Für mich sind deshalb die Jahre, in denen wir Erfahrung sammeln konnten so wichtig. Sicherlich gab es hier und da auch mal Rückschläge, aber auch diese Erfahrung nimmt man mit.

Vielen Dank für das Gespräch!

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