Ökologisches und nachhaltiges Bauen mit regionalem Material

Interview mit dem Projekt „Lastabtragender Strohballenbau“

Stefan Helbig (rechts im Bild) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Materialforschungs- und -prüfanstalt in Thüringen, einem An-Institut der Bauhaus-Universität mit etwa 110 Mitarbeitern. Christopher Taube (links im Bild) repräsentiert die Professur Modellierung und Simulation/ Konstruktion der Bauhaus-Universität Weimar. Gemeinsam erforschen Sie im innovativen ELER-Projekt den so genannten "Lastabtragenden Strohballenbau“.

Informationen zur Projekt-Förderung

Worum geht es im Projekt „Lastabtragender Strohballenbau“?

Christopher Taube und Stefan Helbig forschen zusammen mit weiteren Praxispartnern aus Thüringen im innovativen ELER-Projekt „Lastabtragender Strohballenbau“. Beide haben es sich zur Aufgabe gemacht, ökologisches und nachhaltiges Bauen mit regionalem Material zu fördern. Kernstück des Projektes ist die Verwendung von großen Quader-Strohballen als Wandbaumaterial, das direkt von Bauern aus der Region bezogen wird.

Worin liegt der innovative Charakter des Projekts begründet?

Christopher Taube: Das Besondere an unserem Vorhaben ist die Rückbesinnung auf den altbewährten Baustoff Stroh, der mit modernen Techniken, insbesondere mit einer sehr hohen Verdichtung durch moderne Ballenpressen, zu einem leistungsfähigen Werkstoff wird. Solch ein Ansatz ist in Thüringen bisher nahezu unbekannt.

Stefan Helbig: Genau, während andere Länder bereits Erfahrung mit Strohballen als lastabtragendes Baumaterial gesammelt haben, wollen wir hier in Thüringen Pionierarbeit leisten und durch unsere Forschung die Baugenehmigung solcher Gebäude vereinfachen.

Welche Herausforderungen galt es zu bewältigen?

Christopher Taube: Es ist nicht einfach, die notwendigen Genehmigungen für die Errichtung eines Gebäudes zu bekommen. Es gibt viele Unsicherheiten und mitunter Vorurteile bezüglich der Stabilität und Langlebigkeit von Strohballenhäusern in lastabtragender Bauweise. Sicherheit ist (zu Recht) nicht verhandelbar und muss daher glaubhaft nachgewiesen werden.

Stefan Helbig: Das stimmt. Hierzu kam die Herausforderung, dass auch die Wärmeleitfähigkeit des Baustoffs für hochverdichtet gepresste Ballen nicht bekannt ist.

Was braucht es, um innovativ zu sein?

Christopher Taube: Für mich bedeutet Innovation, ständig neugierig zu bleiben, die Grenzen des Möglichen auszutesten und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Die im September diesen Jahres in Weimar durchgeführten Strohballenbautage mit etwa 120 Teilnehmern haben uns allen Anregungen und auch Bestätigung gegeben.

Stefan Helbig: Ja, Innovation heißt natürlich auch, Zusammenarbeit und Austausch zu suchen. Viele gute Ideen entstehen durch Gespräche mit den Kollegen, anderen Fachleuten oder auch interessierten Landwirten und Bauherren.

Warum ist es wichtig, an Innovationen zu arbeiten?

Stefan Helbig: Es ist entscheidend, traditionelle Vorgehensweisen, besonders im Bauwesen, regelmäßig zu hinterfragen. Wir stehen vor globalen Herausforderungen wie der Klimakrise und der Notwendigkeit der CO2-Reduktion. Zudem bieten uns neue wissenschaftliche Werkzeuge und Technologien enorme Möglichkeiten. Innovationen helfen uns, auf diese Herausforderungen proaktiv zu reagieren und die Zukunft zu gestalten.

Wie geht es weiter?

Stefan Helbig: Unser Ziel ist es, weitere Strohballenhäusern in lastabtragender Bauweise für Wohnzwecke, Schulungsgebäude aber auch landwirtschaftliche Nutzungen in Thüringen entstehen zu lassen und das Wissen darüber in Workshops weiterzugeben.

Christopher Taube: Wir sind am Anfang einer spannenden Reise und hoffen, dass unsere Arbeit dazu beiträgt, diese nachhaltige Bauweise in Thüringen und darüber hinaus zu fördern und bekannt zu machen.

Impressionen vom Projekt

#TAB-Interview mit dem Projekt „Lastabtragender Strohballenbau“

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