“Ins Gelingen verliebt sein“

Das #TABinterview mit Anke Mayfarth

Anke Mayfarth von tediro

Die Physiotherapie effektiver gestalten – das ist das Ziel von TEDIRO. Das Ilmenauer Start-up entwickelt einen Roboter, der dabei helfen soll, Ganganalysen durchzuführen. Somit sollen Physiotherapeut*innen entlastet werden, um mehr Zeit für die eigentliche Arbeit an Patient*innen zu haben. Im #TABinterview sprechen wir mit Anke Mayfarth, Mitgründerin der TEDIRO GmbH, über die Herausforderungen von Gründungen im Bereich der Medizinprodukte.

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Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Thema?

Ich bin studierte Physiotherapeutin und habe nach langjähriger Tätigkeit berufsbegleitend einen Master „Management im Gesundheitswesen“ absolviert. Schon allein dadurch war ich sensibilisiert für die notwendigen Veränderungen im Gesundheitswesen und interessiert an verschiedenen Lösungen. Dann kam 2015 zufällig die Anfrage für ein Forschungsprojekt, in welchem ich mitwirken sollte. Die Idee eines autonom navigierenden Roboters, der Patienten beim Gangtraining an Unterarmstützen begleitet, falsche Bewegungsabläufe erkennt und Korrekturempfehlungen gibt, hat mich dann nicht mehr losgelassen. Wenn dieser Roboter das richtig gut macht, hätten wir Therapeuten mehr Zeit für „Hands-On“-Training, also der Arbeit an Gelenken, Bändern und Muskeln und außerdem auch noch richtig gut belastbare Ergebnisse seitens des Roboters, z. B. wie sich die Gehgeschwindigkeit oder die Gehstrecke des Patienten verändert hat. Und weil ich eben immer gern Neues ausprobiere, war es gut, dass es sich mit dem Start-up so ergeben hat. Da kommt man eben an den Punkt, an dem man sich entscheiden muss und ich habe mich dafür entschieden, einen solchen Roboter zusammen mit meinem Team auf den Markt zu bringen.

Wie ist die tediro GmbH entstanden?

Gedanklich entstanden ist die Unternehmung im Jahr 2019 mit Abschluss des Forschungsprojektes. Unser Start-up wurde aus der MetraLabs GmbH herausgelöst. Dort waren mein Mitgründer Dr. Christian Sternitzke und ich im Rahmen dieses Forschungsprojektes angestellt. Wir werteten gemeinsam die Ergebnisse für MetraLabs aus und prüften den Business Case. Wir führten diverse Stakeholder-Interviews im Vorfeld durch und haben uns dann entschieden, dieser Idee aus dem Forschungsstatus heraus auf den Markt zu helfen.

Wie ging es dann weiter?

Wir haben uns über das ThEx zum Thema Gründung informiert und sind so auch auf die Gründungsprämie aufmerksam geworden. Ich habe die Gründungsprämie für mich beantragt, was richtig gut lief. Das war einfach, schnell und unkompliziert. Außerdem hatte ich einen guten Berater vom ThEx. So konnte ich die Gründung vorbereiten, während Christian weiterhin bei MetraLabs angestellt war. Im Mai 2020 haben wir dann die TEDIRO GmbH gegründet und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

#TABinterview mit Anke Mayfarth

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Ihr Unternehmensstandort ist Ilmenau. Warum haben Sie sich für diese Stadt entschieden?

Die Nähe zu MetraLabs war uns sehr wichtig. Das Unternehmen ist unser wichtigster Partner, weil er die autonom navigierende Plattform für unseren Roboter entwickelt hat und zukünftig auch liefern wird. Dementsprechend nutzen wir auch deren technisches Know-how.

Wie wird der Roboter entwickelt?

Die Plattform wird von MetraLabs hergestellt, zu uns geliefert und bei uns vor Ort erhält der Roboter dann sein Gesamtbild und seine Funktionen. Wir montieren den Monitor, die Kameras und das Gehäuse und spielen natürlich auch die Software auf den Roboter. Wir sehen uns langfristig als Software-Unternehmen, das hauptsächlich verschiedene Software-Anwendungen programmiert und mithilfe des Roboters an den Menschen bringt.

Wo kommt der Roboter zum Einsatz?

Unser Roboter kann in Krankenhäusern, Reha-Zentren und in Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden. Es ist ein innovatives Gerät, das Patienten beim Gangtraining unterstützt. Mit dem Roboter können die Trainingsergebnisse viel effizienter erfasst werden, so dass sowohl der Therapeut als auch der Patient ganz genau verfolgen kann, wie viel Wegstrecke wirklich zurücklegt wurde und ob die Bewegungsabläufe richtig ausgeführt wurden. Dies wiederum ist natürlich auch für Krankenkassen interessant, die wissen wollen, ob sich die Patienten auch tatsächlich aktiv in ihre Therapie einbringen.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihren Gründungsprozess ausgewirkt?

Es war alles nur extrem eingeschränkt möglich. Die Corona-Pandemie hat uns zum Beispiel auf der Suche nach Räumlichkeiten eingeschränkt, da wir nicht direkt vor Ort besichtigen konnten. Die größte Herausforderung für uns war allerdings, dass wir trotz Pandemie Möglichkeiten finden mussten, um unsere Idee zu pitchen. Das ging alles nur remote. Im direkten Gespräch hat man aber eine ganz andere Überzeugungskraft, denn man sieht, wie die Leute reagieren. Das war schon eine Herausforderung.

Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?

Wenn es nach uns geht, dann sind wir mit dem Roboter im Januar 2023 so weit, dass wir mit ihm in die klinische Zulassungsstudie gehen können. Das hängt aber nicht nur von uns ab, sondern auch vom Votum der Ethik-Kommission, bei der wir die Zulassungsstudie beantragen und melden müssen. Bei der Entwicklung eines Medizinproduktes müssen sehr viele Regularien erfüllt werden. Und im Moment ist es oftmals so, dass sich zahlreiche Türen öffnen, hinter denen sich noch weitere Normen befinden, die man erfüllen muss. Das kostet viel Zeit und Geld.

Wenn alles gut läuft, werden wir uns im zweiten Quartal 2023 als Medizinproduktehersteller zertifizieren lassen. Außerdem müssen wir in der eben genannten Zulassungsstudie den Nutzen unseres Produktes nachweisen, wofür wir Daten erheben, die natürlich auch ausgewertet werden müssen. Gleichzeitig müssen wir unser Produkt allen notwendigen Prüfungen unterziehen und die Ergebnisse in einer technischen Dokumentation zusammenstellen. Diese sehr vollumfängliche Akte reichen wir dann zur Prüfung durch spezielle Behörden ein und dann dauert das natürlich einige Zeit, bis wir eine Rückmeldung erhalten, ob wir unser Produkt auf den Markt bringen dürfen. Es gibt also sehr viel, was man im Blick behalten muss. Aber wir sind nach wie vor ins Gelingen verliebt und überzeugt, dass wir alle Herausforderungen meistern.

Vielen Dank für das Gespräch!

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