Hans Elstner

„Thüringen hält zusammen, wir tauschen uns aus und probieren Dinge miteinander.“

Das #TABinterview mit Hans Elstner

Hans Elstner

Für das #TABinterview mit Hans Elstner treffen wir uns Corona-bedingt im virtuellen Raum. Passender könnte die Räumlichkeit nicht sein, schließlich bietet der Gründer der rooom AG eine Plattform für die Erstellung und Vermarktung von 3D-Lösungen im Web an. Im #TABinterview sprechen wir mit dem gebürtigen Jenenser über seine Leidenschaft der virtuellen Welten und das Gründungsland Thüringen.

Mehr zur Gründungsstory der rooom AG

Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Thema?

Mit 13 Jahren habe ich angefangen, Computerspiele zu entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gemerkt, dass ich diese Spiele nicht nur spielen, sondern auch programmieren kann. Ich habe mich also schon sehr früh damit beschäftigt, wie man programmiert, aber auch die Visualisierung umsetzen kann. Ich habe klassische Point-and-Click-Adventures gebaut. Für Kenner der Szene sind hier zum Beispiel „Day of the Tentacle“ oder „Monkey Island“ zu nennen. An solchen Spielen habe ich mich orientiert. Später habe ich auch Strategiespiele in Echtzeit gebaut. Damals ging das noch alles über Disketten-Versionen. Mit 16 Jahren habe ich dann bereits die Firmennetzwerke der Eltern meiner Schulkameraden betreut. So ging das los.

Wie haben Sie sich zu diesem Thema weitergebildet?

Als gebürtiger Jenenser habe ich mich sehr gefreut, dass an der Ernst-Abbe-Hochschule ein Studiengang ins Leben gerufen wurde, der perfekt zu meiner Leidenschaft passt. Ich habe Internet Business Engineering studiert. Das ist Wirtschaftsingenieurwesen mit einem Schwerpunkt auf E-Commerce und Softwareentwicklung.

Wenn Sie an Ihre Gründungszeit zurückdenken – welche Steine wurden Ihnen in den Weg gelegt?

Ich denke, das werden auch die meisten anderen Start-ups sagen und mittlerweile ist es in Thüringen fast ein bisschen einfacher geworden, aber natürlich braucht man Kapital – auch über die „normalen“ 50.000 oder 100.000 Euro hinaus. Das war relativ spannend und auch schwierig. Es geht ja auch darum, die Menschen für diesen Markt zu begeistern. Am Anfang wussten wir auch noch gar nicht, woher wir die Mitarbeitenden überhaupt kriegen, die mit diesen Themen vertraut sind.

Und da haben wir in Thüringen das große Glück, dass wir an der Bauhaus-Universität Weimar Studiengänge haben, die uns potenzielle Mitarbeitende bringen. Aber auch mit der TU Ilmenau arbeiten wir mit Blick auf die Forschung sehr eng zusammen. Da sind wir in Thüringen sehr gut aufgestellt.

Ist Thüringen gleich Gründungsland?

Mir fehlen in Thüringen aktuell noch die Orte, wo man als Gründer*in hingehen kann. Für mich sind die Innovationsparks vielmehr eine Anlaufstelle für halbwegs günstige Flächen, aber nicht gerade das, was ich als Start-up-Space verstehen würde. Wir versuchen das gerade in Jena als „Digital Lab“ aufzubauen. Da braucht es aber auf jeden Fall Unterstützung.

Was läuft denn schon gut im Gründungsland Thüringen?

Innerhalb von zwei Jahren habe ich mich in Thüringen in alle möglichen Kreise wahnsinnig gut vernetzten können. Auch die Unis sind untereinander vernetzt. Sogar in Ministerien konnte ich Kontakte knüpfen. Ich verstehe auch Firmen, die was ähnliches machen wie wir, nicht per se als Konkurrenz, sondern vielmehr als potenzielle Partner*innen. Auf diese Weise habe ich mir sehr gute Partnerschaften erarbeitet und konnte mein Netzwerk vergrößern.

Ich denke, Thüringen hält zusammen, wir tauschen uns aus und probieren Dinge miteinander. Das funktioniert super.

Wie erleben Sie denn das Thema Fachkräftemangel in Thüringen?

Wir leben da zum Glück in einer Blase, denn wir haben keine großen Probleme neue Mitarbeitende zu finden. Tatsächlich erhalten wir viele Initiativbewerbungen, was ein Stück weit sicher an dem Start-up-Gedanken liegt. Hier zählt die Meinung von allen, man kann sich einbringen und es gibt sehr flache Hierarchien. Auch Werkstudierende oder Praktikant*innen können hier anfangen und massiven Impact auf das Unternehmen oder neue Produkte haben. Darauf legen wir extrem viel Wert.

Dann bedienen wir uns natürlich auch ähnlicher Logiken wie die Gaming-Branche. Das heißt, die Teammitglieder können ihre Leidenschaft als Beruf ausüben. Das führt dazu, dass wir Mitarbeitende aus München, Hamburg, Berlin, Rostock, Frankfurt, und Köln rekrutieren und zum Umzug nach Jena bewegen. Das spricht ein Stück weit für uns. Also toi toi toi - das läuft tatsächlich sehr gut bei uns.

Gut zu hören, dass Sie Menschen aus anderen Bundesländern für Thüringen begeistern können.

Ja, da sind wir und, ich glaube, auch die Stadt Jena sehr glücklich. Wir stellen derzeit zwischen fünf und zehn neue Mitarbeiter pro Monat ein. Innerhalb von einem Jahr ist die rooom AG von 35 auf rund 105 Mitarbeiter gewachsen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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