„Der landwirtschaftliche Umweltschutz ist unser übergeordnetes Ziel“

Das #TABinterview mit Daniel Zänder von JenaBios

Geschäftsführer Daniel Zänder (JenaBios) im Jahr 2023

Landwirt*innen, Komposthersteller*innen, Entsorgungsunternehmen oder private Gartenbesitzer*innen - sie alle vertrauen auf seine Expertise: Diplom-Ingenieur Daniel Zänder und sein erfahrenes Team von JenaBios mit Sitz im Gewerbegebiet Saalepark in Jena. Mit den Schwerpunkten Pflanzenbauberatung, landwirtschaftlicher Umweltschutz und Agrar- und Umweltanalytik gehört das privatgeführte Labor zu den erfahrensten deutschen Laborunternehmen in diesem Bereich. Im #TABinterview sprechen wir mit dem sympathischen Geschäftsführer über die heutigen Analyse-Möglichkeiten in der Landwirtschaft, den Laboralltag zwischen Reagenzgläsern und High-Tech-Maschinen sowie die Bedeutung einer guten Förderlandschaft im Freistaat. Der gebürtige Berliner, der mittlerweile in der Nähe von Eisenach wohnt, steht mit gerade einmal 43 Jahren an der Spitze eines 30-köpfigen Teams.

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JenaBios sitzt hier im Jenaer Gewerbegebiet Saalepark in direkter Nähe zu anderen Labors. Wie kam es dazu?

Daniel Zänder: Nach der politischen Wende entstanden Anfang der 90er Jahre die ersten privatwirtschaftlichen Labore in Thüringen. Als eines von diesen Laboren wurde JenaBios dann 1998 von einem auf diesem Gebiet erfahrenen Gesellschafter gegründet. Es setzte eine Wachstumsphase ein und viele seiner Labore wurden wiederverkauft, bis auf dieses. Seit 2011 ist JenaBios wieder ein Umweltlabor. Der Saalepark ist nicht so hochtechnologisiert wie der Gewerbepark Süd mit Größen wie Zeiss oder Schott, wir fühlen uns hier wohl, auch wenn es mittlerweile recht beengt zugeht und wir auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten sind.

Wird hier auch geforscht?

Daniel Zänder: Im Vergleich zu den anderen Labors hat JenaBios eine eher untypische Personalstruktur, denn wir haben mehr wissenschaftliche als technische Mitarbeiter. Daher können wir viel Forschung und Entwicklung betreiben und uns an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligen. Diesen Vorsprung an Wissen wollen wir gern beibehalten, denn er hilft uns auch dabei, das eigene Portfolio dem Markt anzupassen.

Die Themen Umwelt und Landwirtschaft spielen eine wichtige Rolle in Ihrem Labor. Welche Kund*innen und Einsatzgebiete findet man in Ihrer Kartei?

Daniel Zänder: Wir haben rund 1.500 Kunden, vorrangig gewerblich und aus Deutschland, aber mittlerweile auch einige im Ausland, zum Beispiel in Österreich oder der Schweiz. JenaBios ist ein Analytiklabor für die gesamte Umweltbranche, die Entsorgungswirtschaft, Kompostunternehmen oder Klärschlammuntersuchungen. Wir untersuchen eigentlich alles, was in der Umwelt überwachungsbedürftig ist, von der Pflanze bis zur Gülle.

Für die Landwirtschaft, insbesondere vor und während der Erntezeit, spielt die Analytik schon eine wichtige Rolle. Bereits im Frühjahr muss jeder Landwirt per Gesetz seine Böden untersuchen lassen, um einer Überdüngung vorzubeugen. Von den 40.000 Proben pro Jahr hier im Haus werden allein von Februar bis April rund 15.000 untersucht. Wir analysieren und beproben Pflanzen, Böden oder Abwasser. Häufig erhalten wir Analyseaufträge während der Vegetationsperiode. Mit unseren Ergebnissen kann der Landwirt rechtzeitig gegensteuern, um seine Erträge zu sichern.

Geschäftsführer Daniel Zänder (JenaBios) im Jahr 2023

„Wir untersuchen eigentlich alles, was in der Umwelt überwachungsbedürftig ist, von der Pflanze bis zur Gülle.“

– Daniel Zänder

Neben der klassischen Laboruntersuchung bieten Sie auch eine persönliche Vor-Ort-Beratung an?

Daniel Zänder: Wir beraten viele Thüringer Landwirtschaftsbetriebe hinsichtlich ihrer gesamten Betriebsführung. Beim Vor-Ort-Termin werden dann Feldberatungen durchgeführt, Pflanzen angeschaut oder der Schädlingsdruck identifiziert. Schwerpunkte sind hier der Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleinsatz vor dem Hintergrund des landwirtschaftlichen Umweltschutzes. Wir wollen die Bauern ermuntern, weniger Chemie in den Boden zu bringen, und unser Know-How garantiert ihnen gleichbleibende Erträge. Aber auch die Reduzierung von Schädlingsmitteln ist unser Bestreben. Das kommt am Ende nicht nur der Natur, sondern auch dem Geldbeutel unserer Kunden zugute. Der Landwirt kann sicher auch selbst den Schädlingsdruck in seinem Feld untersuchen, es fehlt ihm aber häufig schlicht die Zeit dafür. Diese Dokumentation übernehmen dann unsere Berater. Insgesamt ist die Beratung für rund ein Drittel und die Labordienstleistung für die verbleibenden zwei Drittel unseres Umsatzes verantwortlich.

Wie ist JenaBios in Jena und Thüringen vernetzt, welche Kooperationen und aktuelle Gemeinschaftsprojekte bestehen?

Daniel Zänder: Unser Bestreben ist eine nachhaltige und langfristige Zusammenarbeit mit den Kunden und Modellbetrieben. Das geht nur über eine intensive und enge Vernetzung und Vor-Ort-Beratung. Auch deshalb bin ich persönlich viel unterwegs und besuche 2 bis 3 Kunden an einem Tag, um die Bedürfnisse aufzunehmen und die Projekte zu begleiten.

Aktuell haben wir allein in der Agrarförderung im Bereich Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen (LFE) drei Projekte laufen, zwei als Partner und eines als Koordinator. Unsere Partnerbetriebe und -behörden kommen hierbei aus ganz Thüringen.

JenaBios gibt es bereits seit 1998. Seitdem haben Sie die unterschiedlichsten Förderprogramme des Freistaats in Anspruch genommen. Wie lautet ihr bisheriges Fazit?

Daniel Zänder: Wir arbeiten seit über 20 Jahren in den unterschiedlichsten Förderbereichen mit der Thüringer Aufbaubank zusammen. Ob Investition, Personal oder Forschung und Innovation – es wurde immer ein passendes Programm gefunden. Beantragung, Verwendungsnachweisführung und Zuwendung der meisten Förderprogramme, die wir über die Thüringer Aufbaubank in Anspruch genommen haben, sind super einfach. Ich glaube, viele Unternehmen schreckt der erwartete Bürokratieaufwand ab, aber im Vergleich zu anderen Bundesländern finde ich das hier sehr unkompliziert, insbesondere bei der Richtlinie FTI-Thüringen PERSONEN des Thüringer Wirtschaftsministeriums.

Hierzu gibt es ein neues Forschungsvorhaben, für das wir über das Programm „FTI Thüringen Personen“ zum 1. Mai 2023 einen wissenschaftlichen Mitarbeiter als innovatives Personal einstellen konnten. Die Förderung läuft nun 2 Jahre, wobei die Stelle selbst unbefristet ist. Dieses Projekt wird mithilfe von ESF Plus-Mitteln und in Zusammenarbeit mit der Thüringer Aufbaubank realisiert.

Was ist das Ziel dieses Projekts?

Daniel Zänder: Kern des geplanten Vorhabens ist die Ableitung von speziellen Fruchtfolgen unter dem Gesichtspunkt der bestmöglichen Ausnutzung und gegebenenfalls Umverteilung des vorhandenen Stickstoffs. Das Ziel ist die Vermeidung bzw. Reduzierung des Nitrateintrages in das Grundwasser bei gleichzeitigem Erhalt der Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Produktion. Im Rahmen der nächsten zwei Vegetationsperioden wird unser Kollege das Thema mit einer ausführlichen Literatur-Recherche und in der Praxis intensiv bearbeiten.

Blick hinter die Kulissen

#TAB-Interview-JenaBios

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Können über Förderprogramme wie FTI-Thüringen PERSONEN auch langfristig neue Fachkräfte gefunden werden? Wie ist es aktuell um die Fachkräftesituation bestellt?

Daniel Zänder: Ursprünglich wollten wir nicht mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigen. Nach über zehn Jahren im Laborbetrieb haben wir jedoch nun mit 30 Mitarbeitern die ideale Größe gefunden, um alle Themen und Aufgaben abzudecken. Ein weiteres Wachstum ist auch platztechnisch derzeit nicht machbar. Zudem sind neue Fachkräfte im Laborbereich gefragt und hier spüren wir seit geraumer Zeit auch den Druck von anderen, größeren Unternehmen oder Behörden, die ihre Stellen besetzen müssen. Diese kommen zum Beispiel aus dem Pharmabereich.

Durch unsere Beratungstätigkeit sind wir jedoch sehr gut in Thüringen vernetzt und konnten über diesen persönlichen Weg bereits neue Mitarbeiter gewinnen. Aus den Jenaer Hochschulen sehen wir leider keinen Nachwuchs, den zieht es woanders hin, häufig in die Wissenschaft.

Mit Förderprogrammen wie FTI-Thüringen PERSONEN können vor allem kleine Unternehmen neue Fachkräfte einstellen, die sie sich sonst nicht zwingend leisten könnten. Wenn wir einen neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter für ein Projekt wie das aktuelle einstellen, so dauert es mehrere Jahre, bevor wir mit den Ergebnissen dieses Projekts auch neue Umsätze in unserem Beratungsgeschäft generieren können. Diese Zeit kann die Förderung kompensieren.

Herr Zänder, vielen Dank für das Interview!

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