„Wir liefern präzise Bauteile für höchste Ansprüche“

Das #TABinterview mit Jörg Ruffert, Geschäftsführer bei KRS Seigert

Jörg Ruffert, Geschäftsführer bei KRS Seigert

Vom Küchenmesser zur Präzisionskugel: Seit rund 160 Jahren werden in Barchfeld-Immelborn am Rande des Thüringer Waldes hochwertige Produkte aus Metall produziert. Einst als Wilhelm-Heller-Metallfabrik gestartet, ist das heutige Unternehmen KRS - SEIGERT GmbH ein weltweit anerkannter Hersteller von Kugeln, Nadel- und Zylinderrollen sowie Sonderteilen. Mithilfe des Förderprogramms „Green Invest“ und der Beratung der Thüringer Aufbaubank wurde kürzlich eine energiesparende neue Druckluftanlage in Betrieb genommen. Wir sprechen mit Geschäftsführer Jörg Ruffert über die Herausforderungen am Markt, die Notwendigkeit von Energiesparmaßnahmen und die Fachkräftesituation.

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Kugeln, Nadel- und Zylinderrollen: Wofür werden die Produkte von KRS Seigert benutzt?

Unsere Kunden kommen aus der ganzen Welt. Insbesondere in der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie, aber auch in der Schreibwarenindustrie, dem Maschinenbau oder der Fördertechnik werden unsere Produkte eingesetzt. Ob Kugelschreiber, ABS-System im Auto oder Riesenbagger in der Kohleproduktion: Wir liefern präzise Bauteile für höchste Ansprüche. Die kleinsten Kugeln ab 0,3 mm Durchmesser finden Anwendung in der Medizintechnik, Computer- oder Uhrenindustrie.

Welchen Herausforderungen stellt sich das Unternehmen in diesen Zeiten?

Wir haben aktuell 248 Mitarbeiter und besitzen als klassisches Industrieunternehmen eine hohe Kompetenz in nahezu allen Anwendungsbereichen der Wälzkörperindustrie. Die Produkte werden entweder nach Norm oder Kundenwunsch hergestellt. In den genannten Bereichen haben wir viele namhafte Großkunden, u.a. aus der Automobilzulieferindustrie. Neben einer angespannten Fachkräftesituation und dem wachsenden Konkurrenzdruck aus Asien mussten wir uns jüngst wie alle produzierenden Unternehmen den großen Herausforderungen der Energiekrise stellen. Mit einem Jahresbedarf von 15-17 Gigawatt an Strom gehören wir zu den Großverbrauchern mit entsprechenden Auswirkungen im Zuge der Strompreisexplosion. Wir hatten hier im vergangenen Jahr teilweise eine Verzehnfachung der Stromkosten.


Jörg Ruffert, Geschäftsführer bei KRS Seigert

Unsere Kunden kommen aus der ganzen Welt. Insbesondere in der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie, aber auch in der Schreibwarenindustrie, dem Maschinenbau oder der Fördertechnik werden unsere Produkte eingesetzt.

– Jörg Ruffert, Geschäftsführer bei KRS Seigert

Wie gestaltet sich die Fachkräftesituation in Barchfeld-Immelborn?

Durch unsere eigene Ausbildung versuchen wir natürlich hier in der Region junge Menschen auszubilden und langfristig ans Unternehmen zu binden. Ähnlich wie bei den ausgebildeten Fachkräften ist der Markt jedoch aktuell ein Arbeitnehmermarkt und bleibt daher für uns angespannt. Der Bedarf für neues Personal ist auf jeden Fall vorhanden.

Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um die Energiekosten zu senken?

Wir sind EMAS-zertifiziert, das geprüfte Umweltmanagement verpflichtet sozusagen zum Gas und Strom sparen. Die staatlichen Energiehilfen haben uns über die schwere Situation im letzten Jahr gebracht. Doch bereits vor der Krise hat unser internes Umweltmanagement zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Kosten langfristig zu senken. Das fängt bei sparsamer LED-Beleuchtung in den Hallen an und hört bei großen Investitionen in Maschinen und stromsparende Prozesse auf. Über das Förderprogramm „Green Invest“ haben wir in diesem Jahr eine neue Druckluftanlage mit Wärmerückgewinnung in Betrieb genommen. Der Antrag wurde im vergangenen Jahr von der Thüringer Aufbaubank bewilligt, dann wurde installiert und zum Jahresbeginn 2023 konnte die neue Anlage in Betrieb gehen.

Druckluftanlage der Firma KRS Seigert

Über welche Energieeinsparung durch die neue Druckluftanlage reden wir hier?

Druckluft ist sozusagen das teuerste Medium bei KRS Seigert. Sie wird für zahlreiche Maschinen und Anwendungszwecke benötigt. Wir haben rund 600 Maschinen, wovon ein Großteil mit Druckluft läuft. Daher haben wir die Chance genutzt und mit dem Umbau auch gleich alle Druckluftleitungen erneuert. So können wir nun mit deutlich weniger Druck arbeiten und gleichzeitig die entstehende Wärme über die Wärmerückgewinnung zum Heizen der Hallen nutzen. Wir gehen davon aus, dass wir jährlich fast 300.000 kWh an Strom und rund 200 Tonnen an CO2 durch die neue Anlage einsparen. Die Hallen werden zudem durch die Wärmerückgewinnung günstiger beheizt. Auch hier liegen wir bei einem Einsparpotential von fast 300.000 kWh an Gas, pro Jahr.

Gibt es weitere geplante Investitionen im Energiebereich?

Neben dem Firmengelände haben wir noch ausreichend Platz für eine große Photovoltaik-Freiflächenanlage. Die Planungen hierfür nehmen langsam Gestalt an. Damit könnten wir zumindest einen kleinen Teil unseres hohen Energiebedarfs abfedern. Unser internes Umweltmanagement hat viele weitere Ideen, die nach und nach umgesetzt werden sollen. Natürlich können wir nicht alles auf einmal machen. Mit der Teilnahme am europäischen Umweltmanagementsystem EMAS, dem weltweit anspruchsvollsten überhaupt, leisten wir bereits heute einen wichtigen Beitrag zur Ressourceneinsparung. Doch jede Maßnahme kostet auch viel Geld. Dennoch sind derartige Zertifikate und Bestrebungen in Richtung der Reduktion von CO2 bei vielen Kunden mittlerweile Voraussetzung, um als gelisteter Partner oder A-Lieferant geführt zu werden.

Wie sehen Sie den Umweltgedanken vor dem Hintergrund des weltweiten Wettbewerbs?

Das Umweltbewusstsein hierzulande hat Vorbildcharakter und wir versuchen mit gutem Beispiel voran zu gehen. Aber jede Investition muss auch finanziell zu stemmen sein. Kostensteigerungen bei Energie, Fachkräften, Rohstoffen und Logistik müssen letztlich durch höhere Endpreise ausgeglichen werden. Die Bereitschaft, diese Preiserhöhungen mitzugehen, ist nicht bei jedem Kunden vorhanden. Asiatische Konkurrenten haben hier deutlich mehr staatliche Unterstützung und können trotz langer Lieferwege einen hohen Preisdruck aufbauen. Wir sind dennoch stolz auf das Erreichte und werden das Ziel der CO2-Reduktion nicht aus den Augen verlieren.

Vielen Dank für das Interview!

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