15.11.2018

bm|t Beteiligung HEYFAIR gewinnt Innovationspreis Thüringen

Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee hat gestern in Weimar gemeinsam mit der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT), dem TÜV Thüringen und der Ernst-Abbe-Stiftung den XXI. Innovationspreis Thüringen verliehen. Fünf Spitzenentwicklungen und zwei Unternehmer wurden ausgezeichnet. Das Thüringer Wirtschaftsministerium stellt das Preisgeld in Höhe von insgesamt 100.000 Euro zur Verfügung. Unter den Siegern ist auch das bm|t Portofliounternehmen Heyfair.

Lesetipp: Kampf den Keimen - TAB-Interview mit Heyfair Gründer Robert Hellmundt

Als eine der bundesweit höchstdotierten Auszeichnungen in diesem Bereich wird der Innovationspreis Thüringen bereits zum 21. Mal vergeben. Der Preis würdigt die Innovationskraft von Unternehmen und soll zur Entwicklung neuer Produkte ermutigen. Er wird in den Kategorien „Tradition & Zukunft“, „Industrie & Material“, „Digitales & Medien“ sowie „Licht & Leben“ vergeben. Mit dem „Sonderpreis für junge Unternehmen“ werden Start-up-Unternehmen unterstützt. Bei der Preisvergabe entscheidet die Jury nach Kriterien wie Innovationsgrad, unternehmerischer Leistung, Funktionalität, Gebrauchswert und wirtschaftlichem Erfolg. Außerdem müssen die Wettbewerbsbeiträge bereits auf dem Markt eingeführt sein oder in Kürze auf den Markt kommen und Aussicht auf eine erfolgreiche Etablierung haben. Weitere Voraussetzung ist, dass die vorgestellte Innovation überwiegend in Thüringen entwickelt und gefertigt wurde.

Die Preisträger des Thüringer Innovationspreises 2018

Kategorie „TRADITION & ZUKUNFT“ (dotiert mit 20.000,00 €)

Dätwyler Sealing Technologies Deutschland GmbH (Waltershausen) | „Fahrradsicheres Gleis“

Wo Bahn und Rad aufeinandertreffen, kommt es immer wieder zu Unfällen, wenn Fahrradfahrer oder Fußgänger in die Spurrillen von Schienen geraten. Um die Gefahren zu verringern, gibt es weltweit zahlreiche Lösungsansätze, die bislang jedoch zu schnell verschleißen oder technisch und finanziell zu aufwändig sind. Das fahrradsichere „Velo-Gleis“ der Dätwyler Sealing Technologies Deutschland GmbH hat ein spezielles Gummiprofil, das die Spurrille einer Schiene ausfüllt und so das gefahrlose Überqueren ermöglicht. Eine überfahrende Bahn hingegen drückt aufgrund ihres Gewichts das Profil ein. Durch seine elastischen Eigenschaften kehrt das Gummi anschließend wieder in seine Ausgangsform zurück und füllt die Spurrille aus. Das System kann bei vorhandenen Schienen nachgerüstet sowie leicht gereinigt oder ausgetauscht werden. Auf einer Teststrecke wurde es bereits über 200.000 Mal auf Herz und Nieren geprüft. Mit dem Velo-Gleis setzt die Dätwyler Sealing Technologies Deutschland GmbH eine alte Industrietradition der Gummiverarbeitung am Standort Waltershausen fort.

Kategorie „INDUSTRIE & MATERIAL“ (dotiert mit 20.000,00 €)

Schubert & Salzer Feinguss Lobenstein GmbH (Bad Lobenstein) | „Neuartiges Präzisionsgussverfahren mittels additiv gefertigter keramischer Gussform“

Komplexe und filigrane Stahlgussteile werden seit Jahrzehnten im sogenannten Wachsausschmelzverfahren hergestellt, das extrem personalintensiv und langwierig ist. Einen völlig neuen Ansatz für die Herstellung von Stahlgussteilen hat die Schubert & Salzer Feinguss Lobenstein GmbH entwickelt. Dabei wird die keramische Gießform additiv mittels 3D-Drucker gedruckt. Voraussetzung für das neue Gießverfahren ist eine zum Patent angemeldete, gedruckte Stützstruktur, die die dünne Gießform wie eine Wabe umhüllt. So ist es möglich, hohem Druck und Temperaturen Stand zu halten und erstmals größere Teile in gedruckten Formen zu gießen. Das innovative Präzisionsgussverfahren reduziert die benötigten Fertigungsschritte um die Hälfte. Durch die frei gestaltbare Hüllenstruktur der Gießform kann die Temperatur des Metalls während der Erstarrung gezielt beeinflusst werden. Dadurch verringert sich die Ausschussquote der Gussteile. Im Gegensatz zum alternativen Laser-Sinter-Metalldruck kann mit dem Verfahren die gesamte Bandbreite der rund 300 gießbaren Stahlwerkstoffe verarbeitet werden.

Kategorie „DIGITALES & MEDIEN“ (dotiert mit 20.000,00 €)

ADVA Optical Networking SE (Meiningen-Dreißigacker) | „Neuartiger Poly-Transceiver als Basis für rasante 5G Datenübertragung mittels kleinster Polymeroptik“

Weltweit arbeiten Netzbetreiber und Technologiefirmen am Mobilfunk-Standard „5G“, der Datenübertragungsraten bis zu 10 Gigabit/s ermöglichen und gleichzeitig den Stromverbrauch senken soll. Die Daten-Anbindung der Mobilfunkmasten an das Glasfasernetz wird über sogenannte Passive Optische Netze (PON) realisiert, die bisher jedoch bei höherer Datenübertragung ineffizient und energieintensiv sind. Um diese Probleme zu lösen, hat die ADVA Optical Networking SE aus Meiningen gemeinsam mit dem Heinrich-Hertz-Institut Berlin einen neuartigen optischen Transceiver auf der Basis von polymeroptischen Mikro-Bausteinen entwickelt. Dabei kann ein Laser durch die Modulation verschiedener Wellenlängen Daten gleichzeitig über 96 Kanäle senden und empfangen sowie Geschwindigkeiten bis 10 Gigabit pro Sekunde realisieren. Die Regelung des Lasers erfolgt über einen speziellen Kommunikationskanal, dessen Wirkprinzip in Meiningen entwickelt und im Frühjahr 2018 in den internationalen Standard für Telekommunikation aufgenommen wurde. Die Innovation schafft so eine wichtige Voraussetzung für das neue Mobilfunknetz „5G“.

Kategorie „LICHT & LEBEN“ (dotiert mit 20.000,00 €)

Heyfair GmbH (Jena) | „Kurzzeitig sichtbares Händedesinfektionsmittel“

Jedes Jahr kommt es in Deutschland laut des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Surveillance zu etwa 400.000 bis 600.000 Krankenhausinfektionen. Etwa 90 Prozent aller Erreger werden dabei per Handkontakt übertragen. Entsprechend wichtig ist deren richtige Desinfektion. Doch in 9 von 10 Fällen werden entweder nicht alle Hautpartien vollständig benetzt, es wird zu wenig Desinfektionsmittel verwendet oder der Vorgang wird schlicht vergessen. Die Heyfair GmbH aus Jena löst das Problem durch das weltweit erste kurzzeitig sichtbare Händedesinfektionsmittel. Dieses färbt die Haut und macht so nicht desinfizierte Bereiche sichtbar. Anhand der Farbintensität lässt sich erkennen, ob die notwendige Mindestmenge Desinfektionsmittel verwendet wurde. Dank der einfachen Anwendung, der Kompatibilität zu marktüblichen Desinfektionslösungen und des geplanten Lizenzmodells hat die zum Patent angemeldete Innovation das Potenzial, sich als weltweite Standard-Desinfektionslösung zu etablieren. Zu den Einsatzbereichen gehören neben Krankenhäusern auch Labore, die Nahrungsmittelindustrie, der Einzelhandel und die Gastronomie. Aktuell läuft die Skalierung der Technologie vom Labor in den industriellen Maßstab.

SONDERPREIS FÜR JUNGE UNTERNEHMEN (dotiert mit 20.000,00 €)

Pflegeplatzmanager GmbH (Greiz)

Braucht ein Patient nach der Entlassung aus dem Krankenhaus Hilfe, ist die behandelnde Klinik gesetzlich verpflichtet, rechtzeitig für eine lückenlose Anschlussversorgung zu sorgen. Doch die Suche nach einem geeigneten Dauer- oder Kurzzeitpflegeplatz ist aufwändig und stellt damit nicht nur einen Kostentreiber, sondern auch eine hohe emotionale Belastung für Patienten und deren Angehörige dar. Die Gründer der Pflegeplatzmanager GmbH entwickelten eine webbasierte Informations- und Kommunikationsplattform, die erstmals den kompletten Entlassungs- und Aufnahmeprozess abbildet und alle beteiligten Akteure miteinander vernetzt. 2017 startete der Pilotbetrieb in ausgewählten Modellregionen in Westsachsen und Ostthüringen. Der Markteintritt in weiteren Regionen ist bereits in Vorbereitung.

Mit dem „Ernst-Abbe-Preis für innovatives Unternehmertum 2018“ wurden Dr. Andreas Karguth und Olaf Mollenhauer für ihre Verdienste um den Wissenschafts- und Technologiestandort Thüringen ausgezeichnet. 1991 wagten die damaligen Mitarbeiter der Technischen Universität Ilmenau mit der TETRA Gesellschaft für Sensorik, Robotik und Automation mbH den Schritt in die wirtschaftliche Selbstständigkeit. Unter ihrer Führung wuchs das Unternehmen in 25 Jahren zu einem international renommierten Lösungsanbieter im Bereich der Präzisions-Mechatronik und der bionischen Leichtbaurobotik für Industrie, Forschung und Medizin- und Labortechnik. Über 40 Patentanmeldungen und zahlreiche Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Fachmedien zeugen von der wissenschaftlichen Neugier und dem Unternehmergeist beider Preisträger. Seit der Übertragung der TETRA-Gesellschafteranteile an die Jenaer avateramedical GmbH im Jahr 2016 fördern Dr. Andreas Karguth und Olaf Mollenhauer junge Wachstumsunternehmen und innovative Technologien in der Region.

Umfassende Informationen zum Wettbewerb und den Preisträgern finden Sie unter www.innovationspreis-thueringen.de.

Zentrale der Thüringer Aufbaubank in Erfurt
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