13.04.2017

OPAL Postforma: Die Urne aus dem 3D-Drucker (Folge 1 der #startupstories)

In unserer Serie #startupstories stellen wir Gründungsprojekte aus dem neudeli Fellowship vor – ein Förderprogramm der Bauhaus-Universität Weimar, das wir seit 2015 unterstützen.

Peter Schwartz war neudeli Fellow im Sommersemester 2015. Damals beschäftigte er sich intensiv mit e³-Plasmalichttechnologie. Für seine Arbeit wurde er 2015 für den German Design Newcomer Award nominiert. Heute gründet er gemeinsam mit Karolina Kraus OPAL - Postforma Urnen - ein Unternehmen, das digitale Algorithmen nutzt, um Urnen-Unikate herzustellen. Vom Plasmalicht zum Licht am Ende des Tunnels - eine Gründungsgeschichte aus der Gründerwerkstatt neudeli.

Wer seid ihr und was macht ihr?

Karolina: Mein Name ist Karolina Kraus. Ich habe BWL im Bachelor studiert und im letzten Jahr meinen Master in Marketing gemacht. Seit Juli 2016 gehöre ich zu OPAL und mache mit Peter die Urnen.

Peter: Mein Name ist Peter Schwartz. Ich habe 2013 mein Diplom in Produktdesign an der Bauhaus-Universität Weimar gemacht. Danach war mir erst einmal nicht klar, was ich später machen möchte. Das neudeli Fellowship war eine prima erste Instanz, um eine konkrete Idee weiterverfolgen zu können. Das Plasmalicht-Projekt ist zwar im Sande verlaufen, aber ich habe viel gelernt. Seit Juli 2016 werden wir mit OPAL durch das EXIST-Gründerstipendium gefördert. Darüber bin ich sehr froh, denn ich kann dadurch weiter selbstbestimmt arbeiten.

L_ABeetz_01 OPAL_IMG_6564.jpgIm Gespräch mit Peter Schwartz und Karolina Kraus von OPAL - Postforma Urnen

Was ist die Idee?

Peter: Im Moment gründen wir ein Unternehmen für Bestattungsprodukte. Speziell beschäftigen wir uns mit Überurnen. Durch den Einsatz von Algorithmen und bestimmter technischer Verfahren werden die Urnen für jede Person individuell gefertigt. Das heißt: Jede Urne ist in Form und Aussehen einzigartig und spiegelt die Persönlichkeit des Verstorbenen wider. Das schaffen wir, in dem aus den persönlichen Daten der verstorbenen Person ein Codeschnipsel entsteht und daraus ein digitales Modell der Urne. Wir codieren die Persönlichkeit des Verstorbenen. Das beschreibt die Idee vielleicht am besten.

Wem habt ihr zuerst von der Idee erzählt?

Peter: Ich habe die Idee zuerst den Mitstudierenden und Professoren erzählt, die meine Diplomarbeit betreut haben. Da ging es noch gar nicht darum, ein verkaufbares Produkt zu machen. Die fanden das ziemlich verrückt. Ich habe die Idee dann eher im Stillen weiterentwickelt.

Karolina: Ich habe zuerst mit meiner Schwester darüber geredet. Über sie hatte ich Peter überhaupt kennengelernt. Danach habe ich meiner ganzen Familie von der Idee erzählt. Das war sehr aufregend. Meine Mutter hat erst mal gelacht: „Also wer hätte gedacht, dass du in der Bestatterbranche landest?“. Das war schon sehr lustig.

Was waren bisher die größten Hürden bei der Umsetzung?

Peter: Wir sind ja noch mittendrin. Die größte Herausforderung wird es sein, die Idee im Markt zu verankern. Man ist am Anfang in einer schönen, heilen Fantasiewelt. Da kann man völlig frei gestalten. Und dann kommt der Punkt, das mit der Realität abzugleichen. Ein wichtiges Thema dabei ist die Preisgestaltung. Das wird viel entscheiden; auch wofür unser Produkt eigentlich steht.

Karolina: Diese unternehmerischen Entscheidungen sind für mich die größte Herausforderung. Ich komme frisch von der Uni, Peter kommt aus dem Produktdesign – für uns ist das alles Neuland. Ich sehe darin aber kein Problem, sondern eine lösbare Aufgabe. Da kann ich mich richtig reinhängen und festbeißen.

L_ABeetz_TAB_170110_X-T1_Gr++nder_DSCF1084.jpgPeter Schwartz: "Am Anfang ist man in einer schönen, heilen Fantasiewelt."

Welche Unterstützung habt ihr euch bisher geholt?

Peter: Ganz am Anfang hatte ich eine Förderung im BRUT-Programm der Bremer Aufbaubank, die mir geholfen hat, eine Reihe von Anfangsfragen zu klären: Wie bringe ich meine Idee in den Markt? Wie stelle ich erste Berechnungen für die Produktion an? Was ist der Kundennutzen? Letztlich ging es darum, einen Businessplan zu erstellen. Dieses Förderprogramm ging etwa ein Jahr. Diese Zeit habe ich genutzt, um das Ideenpapier für das EXIST Gründerstipendium an der Bauhaus-Universität in Weimar vorzubereiten.

Peter, was hat dich bewogen, dich für das neudeli Fellowship zu bewerben?

Peter: Nach dem Studium war ich auf der Suche, wo es für mich hingehen soll. Es war klar, dass ich selbstständig sein wollte. Aber alles allein zu regeln, diese Vorstellung war schwierig für mich. Ich wollte einen Partner, der mir zur Seite steht. Mit einem Kommilitonen habe ich mich dann sehr intensiv mit e³-Plasmalichttechnologie beschäftigt. Er hat darüber seine Bachelorarbeit geschrieben und mit einer Firma aus Thüringen zusammengearbeitet. Gemeinsam haben wir daraus das Projekt für das neudeli Fellowship entwickelt. Das Fellowship war für uns wirklich der Startpunkt für die Zusammenarbeit. Wir haben gesagt: Wenn ein positives Feedback kommt, dann ist das der Anschub. Dann soll es so sein, dass wir zusammenarbeiten.

Letztlich ist die erste Idee an der Zusammenarbeit mit der Firma gescheitert. Das war ein kleines Unternehmen aus Thüringen mit einer neuen Plasmalichttechnologie. Wir haben da großes Potenzial für neue Produkte gesehen. Die Herangehensweise von uns und von der Firma war aber grundlegend gegensätzlich: Wir wollten wissen, ob die Technologie das zu leisten vermag, was wir uns für das Produkt vorstellen. Die Firma wollte zuerst wissen, ob es sich rechnet, die Technologie dahin zu entwickeln. Da hätten wir einen Vermittler gebraucht. Daran ist es letztlich gescheitert.

Wie sehen eure Pläne für die nächste Zeit aus?

Karolina: Wir haben einiges vor. Im Mai gehen wir auf Messe und präsentieren unsere Urnen das erste Mal dem Markt. Das wird uns die kommenden Wochen und Monate beschäftigen. Das nächste Thema ist die Preisgestaltung. Hier wollen wir uns kritisches Feedback von Pilotkunden einholen. Im Juni ist dann der Abschluss des EXIST-Programms. Da brauchen wir eine Anschlussfinanzierung, um unseren Vertrieb aufzubauen.

L_ABeetz_TAB_170110_X-T1_Gr++nder_DSCF1080.jpgKarolina Kraus: "Ich komme frisch von der Uni, Peter kommt aus dem Produktdesign – für uns ist das alles Neuland."

Was fehlt euch noch für die Umsetzung eurer Idee?

Peter: Eigentlich nicht viel. Wir haben das Glück, dass wir die Produktion unserer Urnen selber planen und koordinieren können. Wir brauchen keine großen Maschinen. Das hält die Investitionskosten klein und wir können im eigenen Haus fertigen. Damit sind wir unabhängig von Drittanbietern. Das ist für unser Geschäftsmodell extrem wichtig: Im Bestattungswesen geht es Schlag auf Schlag – die Urne muss zur Beerdigung fertig sein. Da darf es so etwas wie Lieferschwierigkeiten nicht geben.
Unsere Idee steht und fällt mit einem guten Marketing- und Vertriebskonzept: Wir brauchen Pilotkunden und müssen am Markt präsent sein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Wer OPAL live erleben möchte – das Team ist am 12. und 13. Mai auf der „Leben und Tod“ Messe in Bremen und vom 25. - 27. Mai auf der PIETA Messe in Dresden anzutreffen. Alle Infos zum Produkt gibt es auch unter: www.opal-postforma.de

#startupstories - alle Folgen der Serie

OPAL Postforma: Die Urne aus dem 3D-Drucker (Folge 1)

Auf der grünen Welle: nachhaltige Surfboards (Folge 2)
Himmelspfade: Der Bauhaus.Walk (Folge 3)
Kampf den Keimen: Der Erfolg liegt auf der Hand (Folge 4)

Hintergrund: Das neudeli Fellowship

Das neudeli Fellowship ist ein Förderprogramm der Gründerwerkstatt neudeli der Bauhaus-Universität Weimar, das die Thüringer Aufbaubank seit 2015 begleitet. Gefördert werden aussichtsreiche Geschäftsideen, die sowohl neuartige Produkte als auch Dienstleistungen umfassen können. Ziel ist es, die frühe Phase einer Unternehmensgründung konkret zu unterstützen.

Dabei richtet sich das neudeli Fellowship an Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Promovierende sowie wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Fachbereiche der Bauhaus-Universität Weimar.

Die neudeli Fellows erhalten neben einem Sachmittelbudget eine fachliche Begleitung durch verschiedene Expertinnen und Experten sowie für sechs Monate einen Arbeitsraum in der Gründerwerkstatt neudeli mit Zugang zum KreativLab im Haus (Fotostudio, 3D-Drucker usw.).

Hier gibt es alle Informationen zum neudeli Fellowship.

Start-up-Finanzierung - das bietet die Thüringer Aufbaubank

Die Thüringer Aufbaubank bietet gemeinsam mit der bm|t beteiligungsmanagement thüringen gmbh (Tochtergesellschaft der Aufbaubank) verschiedene Modelle für Start-up-Finanzierung.

Unsere Themenseite zur Start-up-Finanzierung gibt den Überblick.


8 Bilder in dieser Galerie

Galerie ansehen
Zentrale der Thüringer Aufbaubank in Erfurt
Kontakt