Holger und Birgit Pfaff gründeten 2004 die Bauernhof Eis Pfaff GbR in Dermbach.


Herr Pfaff, erzählen Sie uns kurz Ihre Geschichte?
Ich bin seit 1990 selbständiger Landwirt. Damals nach der Wende habe ich, als sogenannter Wiedereinrichter, mit meinem Vater zusammen den Familienbetrieb wieder übernommen und neu aufgebaut. Wir bekamen damals von der LPG unser Inventar und unsere Ländereien zurück und konnten noch mal neu anfangen. Ich alleine hätte mich wohl nie als Landwirt selbständig gemacht, aber es war der Wunsch meines Vaters und für mich war sofort klar, dass ich ihn unterstütze. Mein Vater ist dann 1994 leider verstorben und von da ab habe ich das Unternehmen alleine geführt. Ich hatte aber glücklicherweise die Unterstützung meiner gesamten Familie. Alle haben mit angepackt. Also haben wir immer versucht uns zu vergrößern, und neue Standbeine zu finden. So kamen wir auch zum Eis. Seit 2004 vermarkten wir unsere Milch und unser eigenproduziertes Eis.

Wie hat sich die Vermarktung Ihres Bauernhofeises entwickelt?
Zuerst haben wir ab Hof verkauf. Die Kunden haben ihr Eis direkt bei uns abgeholt. Dann haben wir uns auf die Point of Sales im Markt verbreitet: Großhändler, Gastronomie und Cafés. So hat sich auch die Produktionsmenge ganz schön verändert. Früher waren wir mit 60 Litern Eis pro Tag komplett ausgelastet. Mittlerweile sind 1000 Liter möglich. Da liegen schon Welten dazwischen, und wir können das nur noch mit Speditionen meistern.

War von Anfang an klar, dass Ihr Sohn das Unternehmen übernehmen soll?
Als Georg studiert hat, haben wir uns schon Gedanken gemacht, wie das funktionieren kann. Wir haben zu unserem Sohn gesagt, dass er gerne in die Landwirtschaft mit einsteigen kann, aber ich war ja selbst erst 40 Jahre. Nachfolge war da noch nicht das Thema. Uns kam aber relativ schnell der Gedanke, dass die Eismanufaktur eigentlich ein eigener Betriebszweig wäre, den man gut ausgliedern könnte, und der ein Familienmitglied komplett ernähren würde. Dem Georg hat die Eisgeschichte schon immer gefallen, er hat sich da wirklich reingekniet und Verkaufsgespräche haben ihm schon immer mehr gelegen als uns, das hat man dann auch an den Umsatzzahlen gemerkt.



Wie war die Gründungsphase für Sie, Frau Pfaff?
Ich arbeite ja nebenbei noch im Krankenhaus, das habe ich auch damals schon. Aber als es hieß, wir bauen uns jetzt noch etwas Neues auf, da war ich sofort dabei und habe komplett hinter der Entscheidung für die Eisproduktion gestanden und natürlich auch mitgearbeitet. An den Wochenenden waren wir viel mit dem Eiswagen unterwegs, Georg hat sich von der Pieke auf da reingearbeitet und sich jetzt sogar seinen Traum von einem eigenen Eiscafé erfüllt. Eis liegt ihm einfach im Blut. Ich als Mutter bin da schon sehr stolz auf ihn.



Georg Pfaff 29 Jahre, Eismacher aus Leidenschaft


Was wollten Sie als Kind werden?
Mit vier Jahren wollte ich Profifußballer werden, mit zehn Jahren habe ich gedacht, vielleicht wirst du doch Landwirt und mit 16 habe ich dann angefangen, Eis zu produzieren. Als ich das erste Mal an einer kleinen Eismaschine Erdbeereis machen durfte, war für mich klar, dass ich Eismacher werde.

Ab wann wussten Sie, dass Sie die Firma übernehmen werden?
Ich wusste schon mit 19 Jahren, dass ich in den Familienbetrieb einsteigen will. Darauf habe ich dann auch mein Studium (Marketing und Vertrieb) ausgerichtet.

Wie war es als Schüler nachmittags und am Wochenende immer arbeiten zu müssen?
Es war normal und für mich auch keine richtige Arbeit, sondern eher ein Hobby.

Wie lange dauerte es, bis Sie die Verantwortung für das Unternehmen übernommen haben?
Die Übergabedauer vom „nur“ mithelfen bis zur richtigen Verantwortungsübernahme hat 8 bis 10 Jahre gedauert. Vier Jahre habe ich gebraucht, bis ich mir sicher war, dass ich das Unternehmen mit allen Konsequenzen übernehmen will. Als es dann klar war, haben wir direkt die Papiere fertig gemacht, und alles ging sehr schnell.

Hatten Sie Unterstützung bei der Übergabe?
Wir haben uns vom Steuerberater und auch von der Thüringer Aufbaubank beraten lassen. Dort hat ein Mitarbeiter uns wertvolle Tipps gegeben, wie wir das Ganze ordentlich vonstatten gehen lassen können. Und neben der kostenlosen Beratung gab es noch Förderprogramme, die wir dann auch in Anspruch genommen haben, und die uns die Nachfolge erleichtert haben. Thüringen Invest war sehr hilfreich für uns, da bekommt man 20% des Investitionsvolumens. Wir hätten das zwar auch ohne die 20% geschafft, aber so war es einfach weitaus leichter.

Wie haben Sie Ihr Unternehmen weiterentwickelt, nachdem Sie eingestiegen sind?
In der Region waren wir mit unserer Eismanufaktur schon relativ bekannt. Ich habe dann versucht, das Überregional auszubauen. Mittlerweile sind wir deutschlandweit tätig und beliefern verschiedenste Einzelhändler und durch mehrere Kooperationen konnten wir den Absatz richtig gut erweitern. 2018 haben wir hier in Dermbach aus einem ehemaligen Autohaus unser eigenes Café gemacht. Das ist natürlich ein weiteres wichtiges Standbein für uns. Hier können wir direkt mit unseren Kunden in Kontakt treten und unser Angebot so noch besser ausrichten.

Wie war Ihr erster Tag als Geschäftsführer?
Ich war auf eine gewisse Weise sehr stolz jetzt der Geschäftsführer zu sein, auch wenn es nur ein kleines Familienunternehmen war. Aber ich wusste, ich habe Verantwortung übernommen, und die konnte ich direkt spüren.

Haben Sie einen Tipp für zukünftige Unternehmensnachfolger?
Wichtig ist, egal ob als Existenzgründer oder Nachfolger, dass einem die Arbeit Spaß macht. Sonst wird man auch nicht erfolgreich mit seinem Geschäft. Man muss mit Leib und Seele dahinterstehen und darf nicht auf die Uhr schauen. Mir schmeckt mein Eis zum Beispiel wunderbar. Ich esse jeden Tag einen halben Liter. Nur so kann man dann auch 700 verschiedene Sorten entwickeln.

Wovor hatten Sie am meisten Respekt?
Ehrlich gesagt habe ich immer noch Respekt vor dem Risiko, das man aufnimmt und vor dem, was es heißt, selbständig zu sein. Wir sind eine GbR, das heißt du haftest voll mit allem, was du hast und darum muss man sich Gedanken machen, was passiert, wenn es in die Hose geht. Also habe ich mit meinen Eltern auch über den Worst Case gesprochen. Ihre Unterstützung war an der Stelle für mich besonders wichtig.

Fragen Sie Ihre Eltern noch um Rat?
Wir beraten uns eigentlich täglich. Es gibt viele Sachen, die ich mit 29 Jahren überhaupt noch nicht wissen kann oder nicht weiß. Da ist es gut, wenn man Personen hat, die man fragen kann.

Was für ein Typ muss man als Existenzgründer sein?
Du musst ein Typ sein, der voll und ganz hinter seinem Unternehmen steht, dem es Spaß macht etwas aufzubauen. Sicher muss man auch mal private Dinge zurückstellen, aber wichtig ist, dass man sich auch Zeit für sich selber nimmt, für seine Hobbys, seine Familie. Und wenn man das alles unter einen Hut bekommt, dann ist es perfekt.