25.10.2018

KünstlerInnenportrait "nachmorgen" - Susann Maria Hempel

Dem Thema „Nachfolgen“ in allen Facetten widmen die Kulturstiftung des Freistaates Thüringen und die Thüringer Aufbaubank eine gemeinsame Ausstellung. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten 2018 haben auf die Unternehmensnachfolgekampagne der Thüringer Aufbaubank „Nachfolgen ist das neue Gründen“ ihre persönliche Sicht gestaltet. Für die Bildende Kunst sind Marcus Glahn, Susanna Hanna und Susann Maria Hempel beteiligt. Tim Helbig vertritt die Musik und Antje Babendererde, Anne Gallinat sowie Antje Horn die Literatur.

Die Ausstellung ist vom 27. September bis 23. November in der Thüringer Aufbaubank zu sehen.

Wir möchten die Künsterinnen und Künstler in kurzen Portraits vorstellen.

Susann Maria Hempel - ein Kurzportrait in vier Fragen

Portrait Susann Hempel

Kurzbiografie: Wann und wo geboren?

*1983 in Greiz

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Als Kind wird man zu Klavierstunden verdonnert und später verführt einen das Theater, nachher schaltet man den Kopf ein und denkt plötzlich in „Medien“, irgendwann stößt einem wieder
Wirklichkeit zu und dann muss man alles unter einen Hut kriegen. (Ich bin nicht zur Kunst gekommen, ich bin da reingeraten.)

Was bedeutet für Sie „Nachfolgen“ – das Motto der Ausstellung?

Krrrchhhhck! / Hörspiel, 30 min.
Das Hörstück basiert auf Gesprächen mit einem ehemaligen DDR-Häftling, der im Gefängnis einen schweren Schock und eine Amnesie erlitt. Als vermeintlichem Republikflüchtling wurde ihm ein„Grenzproblem“ übergestülpt, das nicht seins war, und nachher hat er eine Grenzerfahrung ganz anderer Art gemacht: im Gefängnis sei die Seele aus ihm „rausgemacht“, sagt er, und sie ist bis heute nicht heimgekehrt in ihr Gefäß. Er denkt sie sich dennoch gut aufgehoben - dort nämlich, wo ihr immer am wohlsten war: im Wald. Als im vergangenen Jahr sein ältester Freund starb, bin ich erst auf die tiefe Verbundenheit gestoßen, die beide zum Wald hatten, seit sie Kinder waren. Damals ist der Jüngere ist dem Älteren "gefolgt": in die Welt der Frösche und Lurche hinein, auf die Felsen und in in die Baumkronen hinauf, sie wollten wilde Menschen sein, Waldmenschen - aber ihrer Kindheit entwachsen und über die Datumsgrenze von ´89 hinaus gewandert, gingen sie aus den gesellschaftlichen Veränderungen doch nur als "gescheiterte Existenzen" hervor, um ein randständiges, sinnentleertes Dasein auf den Bänken des Stadtparks zu führen.

Mit dem Tod des Freundes ist ihr gemeinsamer Mythos des Waldes wieder lebendig geworden: für mich; und in gewisser Weise habe ich das Erbe ihrer Freundschaft angetreten. So, wie sich einst das Gesicht des Einen vor dem Anderen hob, hebt sich nun das Gesicht ihrer Freundschaft vor mir, undsie schenken mir den Wald, den Fluss…

Als dein Gesicht vor mir sich hob
und aufging über meinem Leben,
begriff ich erst: Erbärmlich arm war ich.
Nichts konnte ich dir geben.

Du schenktest mir den Wald, den Fluss,
das Meer in immer neuen Farben.
Durch dich erst war die Welt für mich gemacht
aus Regenbogengarben.
(…)


Jewgeni Jewtuschenko
Nachdichtung: Joachim Rähmer

Wenn Sie Ihre Arbeit in einem Wort beschreiben sollten, welches wäre das?

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Susanne Hempel im Netz: https://www.germanfilmsquarterly.de/susann_maria_h...



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